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Von einem, der lieber den Mund hält …

7. Februar 2016

 

Fast 3 1/2 (in Worten dreieinhalb) Jahre ist es her, liebe Freunde, dass ich das letzte Mal einen Eintrag hier in meinem Blog gemacht habe – ich kann es selbst nicht glauben! Und ich weiß noch nicht einmal, WARUM ich mich so lange nicht mehr zu Wort gemeldet habe …

Ich gebe zu, dass ich mich bei (oder auf?) Facebook in den letzten 5 bis 6 Jahren ziemlich intensiv eingebunden habe. Dann hat ein Virus meinen Laptop lahmgelegt, so dass ich das letzte halbe Jahr so gut wie GAR nicht mehr ins Internet konnte – was SEHR gut getan hat. Ich war vom Weltgeschehen ausgeschlossen; was sich in Kirche und Welt getan hat, bekam ich kaum noch mit – und das war auch gut so. Die tägliche Informationsflut hat mich regelrecht überrollt, so dass ich fast sogar glücklich war, dass mein Laptop den Geist aufgegeben hat.

Es war aber nicht die Informationsflut als solches – man kann ja nicht genug Informationen bekommen, um auf dem Laufenden zu bleiben! -, sondern es war das Gefühl am Ende des Tages, dass man vor lauter Informationen Gefahr läuft, depressiv zu werden. Und es waren auch nicht die Nachrichten aus Politik und Kirche, die einen das Gefühl der Überforderung gaben, sondern die Reaktionen der Menschen auf diese Nachrichten, die Streitereien und teils heftigen Auseinandersetzungen.

Es war – oder besser: Es IST – dieses Gefühl, dass man in einem IRRENHAUS lebt: Sei es die sogenannte „Flüchtlingspolitik“, das unselige Verhalten der westlichen Welt gegenüber Russland, der personifizierte Antichrist in Person des amerikanischen Präsidenten, … und nicht zu guter Letzt dieser Bischof von Rom, mit dem ich – nach fast drei Jahren seiner Amtszeit – einfach nicht warm werden kann, von dem ich immer mehr das Gefühl habe, dass er das Sprachrohr der Vereinten Nationen ist, und von dem ich fast jeden Tag denke, dass er sein enorm großes Mitteilungsbedürfnis bremsen und endlich einmal NICHTS (!) sagen soll anstatt ewig Zweideutiges, Verwirrendes oder etwas, was die Pressestelle des Vatikans immer im Nachhinein kommentieren, berichtigen und gerade rücken muss, was „Seine Heiligkeit“ denn gesagt, angedeutet oder gemeint haben KÖNNTE.

Nein, ich halte mich auf allen Internetplatfmormen bzw. im „social network“ bedeckt. Ich sage nichts … aber denke mir meinen Teil. Und ich gebe es unumwunden zu, dass es mich schmerzt zu beobachten, dass wir es beim Thema „Kirche“ mit einer tiefen Spaltung zu tun haben: auf der einen Seite die Progressiven, auf der anderen Seite die Konservativen, die eher der Tradition anhangen, und die neuerdings auch „Rechtskatholiken“ genannt werden. Die einen, die dem „Geist des Konzils“ (was/wer immer das auch ist) fröhnen, und die anderen, für die die Kirche nicht erst vor 50 Jahren begonnen hat, sondern vor knapp 2000 Jahren. Die einen, für die die Kirche ein nettes Diskussionsforum mit demokratischen Entscheidungen ist, und die anderen, die dem folgen und als Richtschnur betrachten, was die Kirche IMMER gelehrt und verkündet hat. Die einen, für die das menschliche Miteinander mit Ringelreihen und das Hinwenden zu den Problemen dieser Welt in der Liturgie wichtig ist, und die anderen, die einzig das Transzendentale im Hinwenden zu Gott, in der Anbetung und Verherrlichung der göttlichen Majestät im Zentrum der liturgischen Handlung erfahren (wollen). Die einen, die die Kirche zu einer weltlichen, immer mehr politisch-korrekter werdenden Institution gemacht haben, und die anderen, die sich bewusst NICHT der „Diktatur des Relativismus“ (Benedikt XVI.) unterwerfen wollen. Die einen, für die der Glauben tagtäglich infrage gestellt und per Mehrheitsbeschluss gesucht und gefunden werden darf/kann/muss, und die anderen, für die ROM die Hüterin der 2000-jährigen Wahrheit ist – und über die Wahrheit diskutiert man nicht!

Nein, ich halte mich bedeckt. Ich halte den Mund, obwohl ich zutiefst besorgt bin, wo wir bzw. wo die Kirche mittlerweile gelandet sind/ist. Ich halte den Mund, weil ich einfach nichts zu sagen HABE. Ich habe nicht das Recht oder die Kompetenz, etwas zu sagen. Ich sehe nur auf den Internetplattformen, wie zerstritten, ja gespalten die Kirche ist. Vom Wunsch Christi, nein, von Seinem Verlangen, dass alle EINS seien („ut unum sint“), ist heute nicht mehr die Rede. Das Stichwort „Vielfalt“ beherrscht das gesellschaftliche und kirchliche Leben: „Jeder soll nach seiner façon selig werden“, und das schließt vor allem die gleichgeschlechtlichen „Ehegemeinschaften“, die Schwulen/Lesben, die wiederverheiratet Geschiedenen, … mit ein. Damit konnte vielleicht Friedrich der Große von Preußen seine Untertanen glücklich machen, aber es steht in vollkommenen Kontrast zu der Lehre Christi, der uns gesagt hat, dass es nur EINEN einzigen Weg gäbe. Niemand, vor allem nicht Christus Jesus, hat versprochen, dass es ein einfacher, gemütlicher, bequemer Weg werden würde – ganz im Gegenteil. Doch weiß man – wenn man diesen einen Weg einmal eingeschlagen hat – wenigstens, wo es lang geht, während man durch die „Vielfalt“ der Orientierungslosigkeit ausgeliefert ist.

Doch ist die Kirche von ihrem Ursprung und ihrem Wesen her das genaue Gegenteil von „Vielfalt“ und Orientierungslosigkeit. Die Kirche ist da, Orientierung zu geben wie ein Leuchtturm auf einem massiven Felsen, dem die stürmischen Wogen entgegen schlagen. Niemand scheint zu merken, dass es gerade diese „Vielfalt“ ist, die die Wogen des Meeres immer höher und unerbittlicher gegen den Felsen schlagen lässt. Es ist diese „Vielfalt“, die der Einheit und Einigkeit – Pfeiler der Kirche – entgegen wirkt.

Aber nein, ich werde nichts sagen. Ich enthalte mich treu und brav jeden Kommentares und schaue nur zu, wie Bischöfe rund um den Globus die „Vielfalt im Glauben“ zelebrieren und darum herum tanzen wie um ein goldenes Kalb. Sie feiern ihre „Einheit in der Vielfalt“, obwohl das einzige, was die Bischöfe, die Nachfolger der Apostel einen sollte, die gemeinsame Sorge um das Heil der Seelen sein sollte. Die Kirche st kein Wohlfahrtsinstitut, der katholische [= allumfassend] Glaube ist alles andere als eine Wellness-, ein Wohlfühl-Glaube, und die Bischöfe dürfen keine Animatoren und vor allem keine Opportunisten sein. Sie dürfen nicht jedem nach dem Mund reden und sie dürfen nicht ihr Fähnchen nach dem Wind hägen. Sie müssen – gerade jetzt wo das Thema Barmherzigkeit in aller Munde ist – die Sünde laut und deutlich beim Namen nennen, doch dem Sünder – wie es einst der Herr selbst getan hat – liebevoll zur Umkehr zu bewegen – um seiner Seele Willen! Die Mehrheit der Apostel (außer dem heiligen Johannes, dem Lieblingsjünger Jesu) haben seinerzeit kein schreckliches Martyrium erlitten, damit ihre Nachfolger im Hirtenamt mit der Wahrheit, die einzig und alleine in Christus Jesus zu finden ist, hinterm Berg halten, um niemanden zu brüskieren. „Man darf den modernen, aufgeklärten Menschen des 21. Jahrhunderts nicht mehr zumuten an die schwer verständlichen Glaubenswahrheiten zu glauben“, sagen sie und gestatten es, dass jeder nur noch an das glauben möge, was er einigermaßen verstehen kann. Das hat zur Folge, dass der Glaube dann GANZ verschwindet, weil der Glaube wie eine Perlenkette ist, bei der es fatal wäre, auch nur eine einzige Perle heraus zu reißen – es gehen ALLE Perlen verloren …

Aber ich werde nichts sagen, werde still halten und den Kummer in mich hinein fressen. HÄTTE ich was zu sagen, würde ich sagen, das nicht nur eine „Neu-Evangelisation“ beginnen muss, sondern auch und ganz besonders eine intensive Katechese beginnen muss. Nicht das Weltliche, nicht das Tagesgeschehen muss auf der Kanzel be- und verarbeitet werden, sondern das Glaubensgut muss wieder verbreitet werden angefangen mit der Hervorhebung des Allerheiligsten Altarsakramentes. Es ist das schwierigste zu verstehende Glaubensgeheimnis (und man KANN es den Menschen zumuten!), aber ohne dieses sind alle anderen Glaubensgeheimnisse sinnentleert. Der dreifaltig Eine Gott muss wieder in die Mitte unserer Gesellschaft, das Zentrum unseres Denken und Handelns werden, nicht das, was auf den Straßen am lautesten gefordert wird. Danach haben die Apostel und Kirchenväter auch nicht gefragt, was die Menschen hören wollen und was man ihnen zumuten kann, sondern sie haben in 1900 Jahren hart um die Wahrheit gerungen und sie klar, deutlich und unmissverständlich/UNZWEIDEUTIG formuliert – eben UM es uns leicht zu machen, den richtigen Weg einzuschlagen.

„Vielfalt“ (kulturelle oder des Glaubens) mag sich im ersten Moment spannend anhören, aber es ist nur der Nährboden für den Verlust jedweder Identität und jeder Orientierung. Entweder wollen die Hirten, die Bischöfe ihre ihnen anvertraute Herde in EINE Richtung führen – nämlich zu Gott (und zur ewigen Glückseligkeit hin) hin – oder sie wollen nur Verwirrung, Zwietracht und Spaltung (und ewiges Unglück für die Seelen) fördern, indem sie predigen, dass doch jeder „nach seiner façon selig werden“ darf, kann und soll.

Aber ich werde mich bedeckt halten, werde einfach den Mund halten …

Das einzige, was ich mir erlaube zu sagen ist, dass ich nicht in der Haut des einen oder anderen Bischofs stecken möchte, wenn er dereinst vor dem letzten Gericht Rede und Antwort stehen muss. Dann wird er sich wünschen, dass es noch Gläubige gibt, die für SEINE Seele beten werden.

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